Sauerteigansatz selber machen ist gar nicht schwer.

Es ist ganz einfach. Du brauchtst nur wenige Dinge dafür und ein kleines bisschen Geduld (vielleicht auch ein kleines bisschen mehr). In der Regel dauert es ca. 7 Tage, wenn Dein Ansatz schön warm bei ca. 28 Grad stehen kann. Bei normaler Zimmertemperatur dauert es vielleicht ein bisschen länger. Im Winter kann man die Heizung gut nutzen und im Sommer ist ein halbsonniges Plätzchen ideal.

Ich verwende in dieser Anleitung Weizenmehl. Du kannst aber auch Dinkelmehl oder Roggenmehl verwenden. Wichtig ist nur, dass du einen Teil Vollkornmehl nimmst, denn Vollkornmehl hat typischerweise mehr lebensfähige Hefe und Bakterien, als anderes Mehl. Auch ist die Qualität des Mehls manchmal ausschlaggebend, wie schnell es geht. Ich backe inzwischen so viel selber, dass ich mein Mehl nur noch bei Mühlen im Internet bestelle. Hier bekommt man auch tolle Sorten, die dein Brot immer wieder anders schmecken lassen.

In der folgenden Anleitung wird ab Tag 2 immer nur ein Teil des Ansatzes weiter gefüttert. Der Rest wird im (Bio)Müll entsorgt. Bitte nicht in die Spüle gießen! Das Gluten im Mehl wird sich auf Dauer an den Abflussrohren festsetzen und irgendwann ist deine Spüle verstopft.

Warum wird nicht der ganze Ansatz weiter gefüttert?
Der Ansatz wird im Verhältnis 1:2:2, d.h. 1 Teil Ansatz : 2 Teile Wasser : 2 Teile Mehl, jeden Tag gestärkt. Wenn du immer den kompletten Ansatz nehmen würdest, müsstest du am 2. Tag 45 g Ansatz mit 90 g Wasser und 90 g Mehl füttern, am 3. Tag wären es schon 225 g Ansatz der Hunger hat. Viel zu viel! Darum wird auch mit so kleinen Mengen gearbeitet. Wenn du den Rest nicht wegwerfen willst, dann backe doch einen Kuchen und jubel die kleine Menge einfach unter – wird keiner merken. Wenn dein Ansatz bald stark genug ist, dann füttert man immer so, das man nur den Rest überbehält, den man zum Weiterzüchten braucht. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Rezepten für Sauerteigreste – Sourdough Discard genannt. Ich werde dir hier demnächst auch noch Rezepte verlinken.

Nimm ein sauberes Glas mit Deckel und spüle es mit kochendem Wasser aus (nicht innen abtrocknen!), um eventuelle Keime zu vernichten, die den Sauerteigprozess stören können.

▶️ fülle 25 g Wasser (am besten lauwarm) in das Glas
▶️ gib 10 g Mehl Typ 550 dazu
▶️ jetzt noch 10 g Weizenvollkornmehl
▶️ rühre bis keine Klümpchen mehr zu sehen sind und eine dickflüssige Masse entstanden ist.
▶️ schiebe die Reste vom Rand mit dem Löffel oder Teigschaber runter
▶️ markiere die Füllhöhe mit einem Gummiband (Textmarker oder so geht natürlich auch)
▶️ lege den Decke locker auf das Glas – es soll ja Luft zirkulieren können, da sich Gase bilden werden
▶️ stelle das Glas an einen warmen Ort (mind. 21-23, 28 Grad sind perfekt).

Jetzt heißt es erst einmal 24 Stunden warten.

Je wärmer der Ruheplatz ist, umso schneller geht die Fermentation von statten. Ist es zu kalt, braucht es länger. Man kann sich warme Orte auch schaffen: mach das Licht in deinem Backofen an und stelle das Glas nach hinten in den Backofen und schließe die Tür. Es funktioniert auch in der Mikrowelle, wobei du in der Mikrowelle natürlich die Tür nur dicht anlehnst. Im Winter kannst du den Ansatz auch auf die Heizung stellen und im Sommer an ein halbschattiges Plätzchen. Achte darauf, dass es nicht zu warm ist, denn ab 40 Grad gehen Hefekulturen kaputt!!!!

Da du in den nächsten Tagen immer ein Mehlgemisch von 10 g Typ 550 und 10 g Vollkornmehl benötigst

TIPP: Da man jeden Tag jeweils 10 g von beiden Mehlsorten benötigt, mische dir einfach 100 g Weizenmehl Typ 550 mit 100 g Weizenvollkorn in einen verschließbaren Behälter.

Wie sieht dein Sauerteig nach 24 h aus?
Hat sich nichts verändert in Volumen (kannst du gut an der Markierung am Glas feststellen) und Aussehen, stelle ihn einfach für weitere 24 h zurück an den warmen Ort.
Hat er an Volumen etwas zugenommen oder hat sich eine Flüssigkeit gebildet (nennt man Fussel) und vielleicht riecht es auch etwas komisch (jedenfalls nicht nach Hefe), dann ist es Zeit für die erste Fütterung. Wieder ein Glas mit kochendem Wasser ausspülen. Dann gibst du folgendes in dieses Glas

▶️ 10 g von deinem Sauerteigansatz
▶️ 20 g Wasser (am besten lauwarm)
▶️ kurz verrühren 
▶️ 10 g Mehl Typ 550
▶️ 10 g Weizenvollkornmehl
▶️ rühre bis keine Klümpchen mehr zu sehen sind und eine dickflüssige Masse entstanden ist
▶️ schiebe die Reste vom Rand runter
▶️ markiere die Füllhöhe (mit einem Gummiband oder Textmarker)
▶️ lege den Decke locker auf das Glas
▶️ stelle das Glas an einen warmen Ort (mind. 21-23, 28 Grad sind perfekt).

Jetzt heißt es wieder einmal 24 Stunden warten.

Wie sieht dein Sauerteig heute aus?
Falls du bisher noch nicht gefüttert hast, hoffe ich, dass dein Ansatz nun auch an Volumen zugelegt hat und sich Blasen gebildet haben. Dann ist jetzt auf jeden Fall an der Zeit zum Füttern.
Alle, die gestern schon gefüttert haben, wissen ja jetzt schon was kommt ☺️
Wieder ein Glas mit kochendem Wasser ausspülen. Dann gibst du folgendes in dieses Glas

▶️ 10 g von deinem Sauerteigansatz
▶️ 20 g Wasser (am besten lauwarm)
▶️ kurz verrühren 
▶️ 10 g Mehl Typ 550
▶️ 10 g Weizenvollkornmehl
▶️ rühre bis keine Klümpchen mehr zu sehen sind und eine dickflüssige Masse entstanden ist
▶️ schiebe die Reste vom Rand runter
▶️ markiere die Füllhöhe (mit einem Gummiband oder Textmarker)
▶️ lege den Decke locker auf das Glas
▶️ stelle das Glas an einen warmen Ort (mind. 21-23, 28 Grad sind perfekt).

Jetzt heißt es wieder 24 Stunden warten.

Wie geht es deinem Sauerteig ? Legt er immer mehr an Volumen zu und bildet fleißig Bläschen? Dein Ansatz wird allmählich immer kräftiger und somit auch immer schneller hungrig. Bald ist es soweit, dass du deinen Ansatz vielleicht schon nach 12 Stunden füttern musst. Immer wenn der Ansatz anfängt wieder in sich zusammenzufallen ist es Zeit zu füttern. Dann hat der Ansatz alles an Stärke umgewandelt und kann kein Kohlendioxid mehr bilden. Dieses Kohlendioxid ist das, was den Ansatz (und später den Brotteig) aufgehen lässt und für luftige Löcher sorgt.

Es geht auf jeden Fall so weiter, wie in den Tagen zuvor.
Ein Glas mit kochendem Wasser ausspülen und dann gibst du folgendes in dieses Glas

▶️ 10 g von deinem Sauerteigansatz
▶️ 20 g Wasser (am besten lauwarm)
▶️ kurz verrühren 
▶️ 10 g Mehl Typ 550
▶️ 10 g Weizenvollkornmehl
▶️ rühre bis keine Klümpchen mehr zu sehen sind und eine dickflüssige Masse entstanden ist
▶️ schiebe die Reste vom Rand runter
▶️ markiere die Füllhöhe (mit einem Gummiband oder Textmarker)
▶️ lege den Decke locker auf das Glas
▶️ stelle das Glas an einen warmen Ort (mind. 21-23, 28 Grad sind perfekt).

Jetzt heißt es wieder einmal warten – solange, bist du feststellst, dass dein Ansatz die Volumenbildung eingestellt hat.

Wie in Tag 4 schon erwähnt, wird dein Ansatz immer kräftiger und hungriger und du musst immer öfter füttern. Mache auf jeden Fall heute und auch morgen genauso weiter. Pro Füttereinheit gibst du in ein sauberes Glas

▶️ 10 g von deinem Sauerteigansatz
▶️ 20 g Wasser (am besten lauwarm)
▶️ kurz verrühren 
▶️ 10 g Mehl Typ 550
▶️ 10 g Weizenvollkornmehl
▶️ rühre bis keine Klümpchen mehr zu sehen sind und eine dickflüssige Masse entstanden ist
▶️ schiebe die Reste vom Rand runter
▶️ markiere die Füllhöhe (mit einem Gummiband oder Textmarker)
▶️ lege den Decke locker auf das Glas
▶️ stelle das Glas an einen warmen Ort (mind. 21-23, 28 Grad sind perfekt).

Jetzt heißt es wieder warten bist du feststellst, dass dein Ansatz die Volumenbildung eingestellt hat.

Wenn du deinen Teig nun in einem Intervall von 8 und weniger Stunden füttern musst, dann kannst du nun dein erstes Brot versuchen.

Ist dein Ansatz aber noch in einem längeren Fütterintervall, dann füttere noch ein paar Tage weiter wie bisher und gib ihm noch etwas Zeit sich zu entwickeln.

Für ein Brot wird so gefüttert, dass man passend viel Ansatz für das Brot hat und noch einen Rest überbehält, um den Ansatz weiter zu züchten. In den letzten Tagen hast du immer im Mischverhältnis 1:2:2 gefüttert, d.h. 1 Teil Ansatz : 2 Teile Wasser : 2 Teile Mehl. Das machst du auch dieses Mal. Für ein Brot mit 400 g Mehl verwende ich immer 80 g Sauerteig, für ein Brot mit 500 g Mehl nehme ich 100 g Sauerteig. In Prozent ausgedrückt heißt das – ausgehend vom Mehl, dass 100 % darstellt, benötigst du 20% Sauerteigansatz.

Ich gehe hier von 400 g Mehl aus. Du benötigst nun auf jeden Fall ein größeres Glas und Du solltest wie folgt den Ansatz füttern:

▶️ 20 g von deinem Sauerteigansatz
▶️ 40 g Wasser (am besten lauwarm)
▶️ kurz verrühren 
▶️ 30 g Mehl Typ 550
▶️ 10 g Weizenvollkornmehl
▶️ rühre bis keine Klümpchen mehr zu sehen sind und eine dickflüssige Masse entstanden ist
▶️ schiebe die Reste vom Rand runter
▶️ lege den Decke locker auf das Glas
▶️ stelle das Glas an einen warmen Ort (mind. 21-23, 28 Grad sind perfekt).

In 3-4 Stunden sollte dein Ansatz mehr als doppelt so groß im Volumen sein. Für das Brot ist es wichtig, dass du deinen Ansatz in einer sehr aktiven Phase erwischt, also wenn er kurz vor Ende seiner aktiven Phase ist, also noch nicht wieder zusammenfällt. Man spricht davon, dass der Ansatz hochaktiv ist. Ich verlinke hier noch, wie du das testen kannst.

Ist dein Ansatz hochaktiv kann es losgehen. Nimm eine Schüssel und gib

▶️ 80 g von deinem Sauerteigansatz (von dem Rest Ansatz, der über bleibt, züchtest du weiter!)
▶️ 240 g Wasser (am besten lauwarm) hinein
▶️ kurz verrühren 
▶️ 400 g Weizenmehl dazu – ich mische gerne Mehlsorten – probiere doch gerne 200 g Typ 1050, 150 g Typ 550 und 50 g Weizenvollkornmehl
▶️ 1 EL dunkles Backmalz (optional) dazu
▶️ alles gut durchkneten – z.B. mit dem Thermomix 5-6 Minuten
▶️ dann noch einmal 16 g – 20 g Wasser (je nachdem, wie fest der Teig so ist – je höher die Typzahl beim Mehl desto mehr Wasser bindet es) dazu und
▶️ 8 g Salz
▶️ noch einmal alles gut durchkneten – z.B. mit dem Thermomix 5-6 Minuten – bis ein geschmeidiger Teig entsteht
▶️ in eine Schüssel mit Deckel geben und für 4-6 Stunden an einem warmen Ort gehen lassen
Der Teig sollt sich im Volumen vergrößert haben und an der Oberfläche sind Blasen zu erkennen.
▶️ den Teig auf eine leicht bemehlte Arbeitsfläche geben
▶️ zu einem Brotlaib formen (Fotostrecke dazu kommt noch oder du schaust auf meinem Instagram-Blog – klicke hier)
▶️ In einen gut bemehlten Gärkorb geben (alternativ eine Schüssel mit einem Trockentuch auslegen)
▶️ Für 10-16 Stunden in den Kühlschrank geben (am besten über Nacht)
▶️ Am nächsten Tag den Ofen mit einem Gusseisernen Topf auf 250 Grad vorheizen (ca. 30 Minuten)
▶️ Das Brot aus dem Kühlschrank nehmen, auf Backpapier oder eine Silikonmatte (die sind oft nur bis 230 Grad geeignet) stürzen und einschneiden
▶️ In den Topf setzen, Deckel drauf und 5 Minuten backen
▶️ Nach 5 Minuten gebe ich immer noch 4-6 Eiswürfel unter das Backpapier/Silikon und schneide noch mal die große Schnittkante nach
▶️ Für weiter 15 Minuten mit Deckel bei 250 Grad
▶️ Dann runter auf 200 Grad drehen für 20 Minuten
▶️ Dann Deckel ab und noch mal 5-10 Minuten für die Bräune.
▶️ Aus dem Topf nehmen und auf einem Gitter auskühlen lassen.

Es kann sein, dass das Brot noch nicht den gewünschten Wow-Effekt beim Aufgehen im Ofen hatte (so wie du es vielleicht bei anderen schon gesehen hast) und das Brot recht fest im Anschnitt ist.
Das liegt an dem jungen Ansatz. Das wird sich aber mit jedem Füttern verbessern. Man kann 2 g (Angst)Hefe zum Sauerteig mit dem Wasser mischen, dann hat der Teig mehr Kraft. Muss man aber nicht.

Sollte dein erstes Brot noch nicht so geworden sein, wie du es dir vorgestellt hast, dann gib nicht sofort auf. Probiere es weiter. Ich bin jetzt seit über einem Jahr dabei mein Brot selber zu backen und habe viele Höhen und Tiefen dabei durchlebt. Die Qualität des Mehls ist auch entscheidend und jedes Mehl saugt unterschiedlich viel Wasser auf. Wenn du üben möchtest, dann nimm doch im Anfang immer die gleichen Mengen an Mehlsorten und spiel ein bisschen mit der Wassermenge, falls dein Teig zu fest oder zu klebrig ist. Mit feuchten Händen klebt Teig auch nicht mehr so stark an den Fingern. Übung macht den Meister!

Vielleicht ist dir bei diesem Brot aufgefallen, dass gar nicht gedehnt und gefaltet wird. Ich bin dazu übergegangen den Teig einfach komplett in Ruhe zu lassen, denn oft habe ich nicht die Zeit alle 30 Minuten zu dehnen und zu falten. Diesen Stress mache ich mir nicht mehr. Man kann durch Dehnen und Falten natürlich noch mehr Spannung in den Teig bekommen. Wenn du das mal probieren möchtest, dann gehst du wie folgt vor:

▶️ stelle den Teig, wie in Tag 7 beschrieben, her und fülle ihn in eine große Schüssel und decke ihn ab
▶️ lass den Teig 30 Minuten ruhen
▶️ 1. Mal Dehnen & Falten: feuchte deine Finger an und nun greifst du den Teig an einer Stelle am Rand, ziehst in lang nach oben und schlägst das Ganze über auf die gegenüberliegende Seite, drehe die Schüssel 90 Grad weiter und verfahre noch einmal so, dann noch mal und dann noch mal, so dass du einmal rum bist. So sind jetzt 5 Lagen entstanden. Das nennt man Dehnen und Falten. Deckel drauf.
▶️ lass den Teig 30 Minuten ruhen
▶️ 2. Mal Dehnen & Falten: gehe so vor, wie beim 1. Mal.
▶️ lass den Teig 30 Minuten ruhen
▶️ 3. Mal Dehnen & Falten: gehe so vor, wie beim 1. Mal.
▶️ lass den Teig 30 Minuten ruhen
▶️ 4. Mal Dehnen & Falten: gehe so vor, wie beim 1. Mal.
▶️ lass den Teig nun 120 Minuten ruhen
▶️ nun sollte die Oberfläche schön glatt sein mit leichter Blasenbildung und der Teig wobbelt, wenn du die Schüssel schuckelst – Nein? Dann lass den Teig noch ein Weilchen abgedeckt gehen, bis er sich insgesamt im Volumen verdoppelt hat.
▶️ mache dann weiter beim Formen eines Brotlaibes aus der Beschreibung beim Tag 7.

Ich werde diesem Thema noch mal eine eigene Seite widmen mit Fotos – link kommt dann hier.